Die Welt der Bierproduktion und des Bierverkaufs im Berlin der Kaiserzeit

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Stellen Sie sich vor, Sie leben um 1900 in Berlin und haben Lust, ein Glas Bier – oder auch mehrere Gläser – zu trinken! Im nun folgenden Parcours nehmen Sie die Rolle des Konsumenten ein und finden Antworten auf die Frage, wie und wo Sie die Möglichkeit haben, Bier zu erwerben beziehungsweise zu konsumieren. Wenn Sie sich außerdem dafür interessieren, wo damals das Bier herkam und wie es produziert und vertrieben wurde, sind Sie hier genau richtig. Außerdem können Sie hier auf den Spuren Gustav Stresemanns wandeln und die Welt des Bierkonsums an der Wende zum vergangenen Jahrhundert mit all ihren verschiedenen Stationen Stück für Stück erkunden. Beginnen Sie, wo auch immer Sie gerne möchten!

 

 

Bierkonsum

1. Läden und Geschäfte

An der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert gab es in Berlin zwei Arten von Geschäften, in denen den Menschen unterschiedliche Biersorten zum Kauf angeboten wurden. Diese Geschäfte waren zum einen der Viktualienhandel und zum anderen den Kolonialwarenhandel. Wie die Bedeutung des lateinischen Fremdwortes „Viktualien“ verrät, handelte es sich bei einem Viktualienhandel ursprünglich um ein Lebensmittelgeschäft. In der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts hatten die Viktualienhändler begonnen, neben Lebensmitteln auch verschiedene Biersorten zu vertreiben. Um 1900 konnte man als Kunde in einem typischen Berliner Viktualienhandel vornehmlich heimische Biere kaufen. Die Kolonialwarengeschäfte hingegen, deren Besitzer ohnehin daran gewöhnt waren, Güter aus weit entfernten Ländern und Regionen zu beziehen, hatten sich auf den Vertrieb auswärtiger Biere spezialisiert. Aus genau diesen Gründen kamen sehr viele Kolonialwarenhändler auf die Idee, neben ihren eigentlichen Geschäften zusätzlich auch Bier-Niederlagen auswärtiger Brauereien zu betreiben (siehe „Bier-Niederlagen“).

Im Unterschied zur heutigen Zeit verkauften damals die Besitzer kleinerer Geschäfte und Läden das Bier häufig nicht nur in den eigenen Räumlichkeiten, sondern auch direkt auf der Straße. Ihr Bier bezogen sie generell entweder von den Bierverlegern (siehe Unterpunkt „Bierverlag“), oder auch direkt von den Brauereien. Letzteres war ihnen aber erst seit kurzer Zeit möglich, da die Brauereien um 1900 gerade erst im Begriff waren, in das Flaschenbiergeschäft einzusteigen (siehe „Lagerbierbrauereien“ und „Bier-Niederlagen“).

 

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Kolonialwarenladen des Fritz Lenz in Charlottenburg um 1900, Berliner Straße 166 (heute Otto – Suhr – Allee) Quelle: Zenodot Verlagsgesellschaft (Urheber: Otto Esch); Link: http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Berlin-Charlottenburg_Postkarte_009.jpg?uselang=de

2. Lagerbierbrauereien

Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts hatten die traditionellen Brauereien mit ihren obergärigen Biersorten den städtischen Biermarkt dominiert (siehe „Altberliner Brauereien“). Vor allem seit den 1860er und 1870er-Jahren hatte sich diese Lage massiv verändert. Zunächst die Industrialisierung und später die Dynamik der „Gründerjahre“ nach 1871 hatten die deutschen Regionen kulturell und wirtschaftlich zusammenwachsen lassen. Außerdem hatten diese Entwicklungen dazu geführt, dass die Einwohnerzahl Berlins – und damit automatisch auch die Zahl der potentiellen Bierkonsumenten in der Stadt – bedingt durch Zuzug von außen und Bevölkerungswachstum von innen heraus stark angestiegen war.

Schon seit ca. 1830 kamen immer wieder Braumeister aus anderen Teilen des Reiches nach Berlin, um dort Bier nach Art ihrer Heimat zu produzieren und zu vertreiben. Unter diesen auswärtigen Braumeistern kam speziell denen aus Bayern eine wichtige Rolle zu. Etwa ab der Mitte des 19. Jahrhunderts avancierte Bayern in Kontinentaleuropa zu einer Art Vorreiterregion im Bierbrauen. Bereits zu Zeiten des Deutschen Bundes (1815 – 1866) hatte sich insbesondere die bayrische Landeshauptstadt München zu einer Hochburg der modernen Bierproduktion entwickelt. Vorbild war hierbei Großbritannien gewesen, das Land in dem die Industrialisierung – und damit auch die industrielle Bierproduktion – ihren Ausgang genommen hatten.

Im Berlin der Kaiserzeit gab es sehr viele Betriebe, die nach bayrischer Art Lagerbiere produzierten. Zu nennen wären hier beispielsweise die Rixdorfer Vereinsbrauerei im späteren Neukölln (heute Berliner Kindl), die Patzenhofer-Brauerei an der Landsberger Allee, oder auch die Schultheiss-Brauerei, die ihren Hauptsitz in der berühmten Kulturbrauerei nahe der Eberswalder Straße hatte. Neben der bayrischen spielte noch die böhmische Brauart damals eine bedeutende Rolle in der Stadt. Wichtigster Vertreter der böhmischen Brautradition im Berlin des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts war das „Böhmische Brauhaus“ in Friedrichshain.

Im Wettbewerb mit den alteingesessenen Berliner Brauern hatten solche Lagerbierbrauereien neueren Typs zwei entscheidende Vorteile. Zum einen ließen sich die bayrischen und böhmischen Biere bedeutend schneller und unkomplizierter herstellen, als die Berliner Weisse, da sie im Gegensatz zu dieser nicht obergärig, sondern untergärig waren. Zum anderen konnten die Brauereien auswärtigen Ursprungs ihr Bier länger aufbewahren, als die traditionellen Berliner Braumeister, da sie – anders als diese – im Rahmen ihrer industrialisierten Produktionsprozesse problemlos moderne Kühlsysteme verwenden konnten, um ihr Bier möglichst lange frisch zu halten (siehe Unterpunkt „Altberliner Brauereien“).

Bis in die 1880er-Jahre hinein konzentrierten sich diese nach auswärtigen Traditionen produzierenden Brauereien, bei denen es sich fast durchweg um Großkonzerne mit einer Vielzahl ausgebeuteter und schlecht bezahlter Angestellter handelte, fast ausschließlich auf die Fassbierherstellung. Den Bierverkauf überließen sie – abgesehen von kleineren Ausschankstellen, die sie meist nahe bei den eigenen Produktionsstätten unterhielten – entweder den Bierverlegern, der Gastronomie, oder auch einzelnen Läden und Geschäften. Durch Verträge konnte eine Lagerbierbrauerei ein Bierverlagsgeschäft, eine Gastwirtschaft oder aber auch einen Laden dazu verpflichten, ihr Bier regelmäßig zu beziehen und dann an Privatkunden oder Gastronomen weiterzuverkaufen. Auf diese Art und Weise entstanden sogenannte Bier-Niederlagen (siehe „Bier-Niederlagen“).

Seit den 1880er – Jahren war jedoch diese Situation in großer Veränderung begriffen. Allmählich begannen die Großbrauereien bayrischen und böhmischen Ursprungs, ihr Bier selbst in Flaschen abzufüllen und direkt an Privatkunden und Gastronomen auszuliefern. Auf diese Weise traten sie in unmittelbare Konkurrenz zu den Bierverlegern. Da die Lagerbierbrauereien aufgrund ihrer Größe sowie ihrer modernen Produktionsweise in der Lage waren, das Flaschenbier relativ schnell und mit vergleichsweise geringem logistischen Aufwand an Privatkunden zu verkaufen, konnten sie sowohl qualitativ als auch preislich bei den Flaschenbierkonsumenten in der Regel besser Punkten, als die Bierverleger. Durch ihren Einstieg in das Flaschenbiergeschäft gefährdeten die Lagerbierbrauereien daher ab dem ausgehenden 19. Jahrhundert zunehmend die wirtschaftlichen Existenzgrundlagen des Bierverlagsgeschäfts (siehe „Bierverlage“).

 

Die Bötzow – Brauerei in der Prenzlauer Allee 242 – 247 um 1900 – eine typische Lagerbierbrauerei nach bayrischer Art. Quelle: Museum Prenzlauer Berg für Heimatgeschichte und Stadtkultur; Link: http://commons.wikimedia.org/wiki/File:B%C3%B6tzow-Brauerei_1900.jpg?uselang=de
Die Bötzow – Brauerei in der Prenzlauer Allee 242 – 247 um 1900 – eine typische Lagerbierbrauerei nach bayrischer Art.
Quelle: Museum Prenzlauer Berg für Heimatgeschichte und Stadtkultur; Link: http://commons.wikimedia.org/wiki/File:B%C3%B6tzow-Brauerei_1900.jpg?uselang=de

3. Bier-Niederlagen

Bei den Bier-Niederlagen handelte es sich um Zweigstellen der Berliner Brauereien, manchmal aber auch stadtfremder Brauereien. Als Entsprechung für diese aus heutiger Sicht doch recht eigenartig klingende Bezeichnung könnte man daher in etwa die Begrifflichkeit „Brauerei-Filialen“ verwenden. Eine Bier-Niederlage konnte von Mitarbeitern betrieben werden, die von einer stadtfremden Brauerei speziell dazu angestellt wurden. Darüber hinaus hatten viele Bierverleger sowie einige Betreiber von Geschäften oder Läden vertragliche Vereinbarungen mit Brauereien heimischer oder auswärtiger Tradition, die in der Stadt selbst produzierten. Auf Basis solcher Vereinbarungen unterhielten diese Händler und Verleger neben ihrem Geschäft beziehungsweise ihrem Bierverlag zugleich noch eine Niederlage einer bestimmten Brauerei (siehe hierzu auch Unterpunkte „Läden und Geschäfte“ sowie „Bierverlage“ und „Lagerbierbrauereien“). Die Bier-Niederlagen hatten sich darauf spezialisiert, das Bier, welches sie von den verschiedenen Brauereien bezogen, sowohl in den eigenen Räumlichkeiten beziehungsweise auf der Straße an Laufkundschaft zu verkaufen, als auch direkt den Kunden nach Hause zu liefern.

 

Niederlagen der Schultheiss – Brauerei in verschiedenen Städten Quelle: Festschrift „Die Schultheiss – Brauerei in Vergangenheit und Gegenwart“, Berlin 1910, S.18.
Niederlagen der Schultheiss – Brauerei in verschiedenen Städten;
Quelle: Festschrift „Die Schultheiss – Brauerei in Vergangenheit und Gegenwart“, Berlin 1910, S.18.

4. Altberliner Brauereien

Brauereien nach heimischer Tradition gab es in Berlin schon seit dem späten Mittelalter. Bis etwa 1850 hatten solche Altberliner Brauereien den städtischen Biermarkt dominiert. Das typische Produkt der alteingesessenen Brauereien war die Berliner Weisse. Diese wurde – ähnlich den auswärtigen Lagerbieren – von den Brauereien ausschließlich in Fässern produziert (siehe „Lagerbierbrauereien“). Im Unterschied zu den meisten auswärtigen Biersorten konnte das Getränk jedoch nicht direkt vom Fass ausgeschänkt werden, da es zuvor noch in der Flasche reifen musste. Außerdem konnte das ursprüngliche Berliner Bier vor dem Verzehr nicht so lange gelagert werden, wie dies im Falle der untergärigen Lagerbiere aus Bayern oder Böhmen möglich war.

Weitere Probleme, mit denen sich die alteingesessenen Brauereien in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts konfrontiert sahen, wurden durch Veränderungen des Bierproduktionsprozesses infolge der Industrialisierung verursacht. Im Unterschied zu denjenigen Brauereien, die nach auswärtigen Traditionen brauten (siehe „Lagerbierbrauereien“) konnten die Altberliner Brauereien die Produktion ihrer Biere nicht ohne bedeutende Zusatzkosten modernisieren, sodass die alteingesessenen Brauer – anders als die Lagerbierbrauereien – keine modernen Kühlsysteme beziehungsweise Herstellungsmethoden verwenden konnten.

Solche gravierenden Nachteile trugen dazu bei, dass der Konsum des traditionellen, obergärigen Berliner Bieres immer weiter hinter den der auswärtigen, untergärigen Biere zurücktrat. So wurde etwa schon um 1870 genauso viel untergäriges Bier wie obergäriges Bier getrunken und spätestens um 1900 war – wie bereits Gustav Stresemann damals in seiner Dissertation feststellte – der Konsum untergäriger Biere in der Stadt bedeutend höher, als der der traditionellen, obergärigen Weisse.

 

Mit dem Wort „Berliner Weisse“ assoziiert man heute normalerweise dieses Getränk. Das Bier, welches dem hier abgebildeten Mischgetränk zu Grunde liegt, wurde in dieser Form aber nachweislich erst ab dem Jahre 1672 in Berlin gebraut.   Foto: Alexander Hahn; 06.12.2015
Mit dem Wort „Berliner Weisse“ assoziiert man heute normalerweise dieses Getränk. Das Bier, welches dem hier abgebildeten Mischgetränk zu Grunde liegt, wurde in dieser Form aber nachweislich erst ab dem Jahre 1672 in Berlin gebraut.
Foto: Alexander Hahn; 06.12.2015

5. Bierverlage

Die Brauereien, die das in Berlin nachgefragte und konsumierte Bier produzierten, füllten dieses Bier bis zum Ende des 19. Jahrhunderts häufig nur in Fässer ab, nicht aber in Flaschen (siehe „Altberliner Brauereien“ und „Lagerbierbrauereien“). Jedoch wurden in der Regel weder in Kneipen, noch von Privathaushalten derart große Mengen Bier konsumiert, dass dabei ganze Fässer geleert wurden. Größere Mengen an Fassbier nach dem Einkauf auf längere Zeit frisch zu halten war damals schwierig, weil sich entsprechende Methoden erst noch in der Entwicklung befanden. Der direkte Verkauf von Fassbier gestaltete sich deswegen nicht ganz unproblematisch. Genau dieser Schwierigkeiten hatte sich ein neuer Berufsstand angenommen: der Bierverlag, der sich nach und nach aus dem Viktualienhandel (siehe „Läden und Geschäfte“) entwickelt hatte.

Ein Bierverleger befasste sich damit, Bier, das von einheimischen Brauereien oder böhmischen und bayrischen Lagerbierbrauereien bereitgestellt wurde, bis zur Genussreife zu lagern und von Fässern in Flaschen umzufüllen. Die so abgefüllten Flaschen verkaufte der Verleger anschließend sowohl zum weiteren Vertrieb an die Gastronomie und an Läden, als auch zum direkten Konsum an Privatleute weiter. Gelegentlich kam es vor, dass darüber hinaus ein Bierverleger zugleich eine Gastwirtschaft oder auch eine Niederlage einer bestimmten Brauerei (siehe „Bier-Niederlagen“ und „Gastronomie“) betrieb.

Um das Jahr 1900 war ein typischer Bierverlag – anders als beispielsweise eine typisch böhmische oder bayrische Lagerbrauerei – kein Großbetrieb, sondern im Kern ein Familienbetrieb. Während der Verleger selbst den Bierhandel kontrollierte und überwachte, trugen dessen Familienangehörige zur Aufrechterhaltung des Betriebes bei, indem die Frau kochte und die Kinder bei verschiedenen Kunden des Verlegers abends nachfragten, welche Biersorten und Biermengen diese Kunden am nächsten Tag voraussichtlich kaufen würden. Zusätzlich zu ihren Familienangehörigen benötigten Verleger in der Regel weitere Mitarbeiter. Oftmals beschäftigten sie Kellerarbeiter, die für die Einlagerung und Kontrolle des gekauften Fassbieres sowie das Umfüllen dieses Bieres in Flaschen zuständig waren. Solche Kellerarbeiter wurden vom Verleger oft ausgebeutet, da dieser sie gegen sehr niedrige Löhne beschäftigte und ständig zu verschiedenen Nebenarbeiten heranzog. Schon der Zeitgenosse Gustav Stresemann beklagte 1900 in seiner Dissertation zum Flaschenbiergeschäft diesen Missstand. In einer besseren Lage waren die Kutscher, die der Verleger zur Auslieferung des in Flaschen umgefüllten Bieres an seine Kunden einstellte. Im Vergleich zu den Kellerarbeitern erhielten die Kutscher zumindest etwas höhere Löhne. Zudem bekamen sie von den belieferten Kunden gelegentlich Trinkgelder zugesteckt, ohne dass der Verleger davon erfuhr. Neben den Kellerarbeitern und dem Kutscher stellten manche Verleger noch einen Buchhalter ein, der sich um Gewinnabrechnungen und Ähnliches kümmerte.

An der Wende zum 20. Jahrhundert waren die Bierverlage wirtschaftlich in einer sehr schwierigen Situation. Da allmählich ein immer größerer Teil der Brauereien begann, selbst Flaschenbier herzustellen und dieses an den Verlegern vorbei direkt an die Konsumenten und Gastronomen zu verkaufen (siehe „Lagerbierbrauereien“), stellte sich allmählich die Frage nach der wirtschaftlichen Notwendigkeit beziehungsweise Rentabilität der Bierverlagsgeschäfte. Nicht zuletzt deshalb war bereits in den Jahren vor 1900 eine beträchtliche Anzahl Bierverlage wegen ausbleibender Gewinne in Konkurs gegangen.

 

Gelände der früheren Bärenquell – Brauerei in Schöneweide, die um 1900 von der Schultheiss – Brauerei (siehe „Lagerbierbrauereien“) aufgekauft wurde. Auf dem Gelände der Brauerei gab es gegen Ende des 19. Jahrhunderts nachweislich unter anderem eine Flaschenbier – Abfüllanlage. Diese Tatsache zeigt anschaulich, dass am Ende des 19. Jahrhunderts die Brauereien tatsächlich vermehrt Flaschenbier produzierten und daher die Existenz des Bierverlagsgeschäft gefährdeten. Foto: Alexander Hahn; 03.05.2015
Gelände der früheren Bärenquell – Brauerei in Schöneweide, die um 1900 von der Schultheiss – Brauerei (siehe „Lagerbierbrauereien“) aufgekauft wurde. Auf dem Gelände der Brauerei gab es gegen Ende des 19. Jahrhunderts nachweislich unter anderem eine Flaschenbier – Abfüllanlage. Diese Tatsache zeigt anschaulich, dass am Ende des 19. Jahrhunderts die Brauereien tatsächlich vermehrt Flaschenbier produzierten und daher die Existenz des Bierverlagsgeschäft gefährdeten
Foto: Alexander Hahn; 03.05.2015

 

6. Gastronomie

Wie heute so bot auch schon um 1900 der Großteil der Berliner Gastronomie potentiellen Konsumenten verschiedene Biersorten an. Die Vielfalt dieser gastronomischen Bieranbieter war sehr groß. Nicht nur Kneipen, Restaurants, Hotels oder Gasthäuser schänkten Bier aus, sondern auch Kaffeehäuser und Konditoreien. Manche Gastronomen verkauften außerdem – anders als heute – Flaschenbier direkt über die Straße und traten dadurch in Konkurrenz zu den Läden und Geschäften, die letzteres ebenfalls taten (siehe „Läden und Geschäfte“ und „Bier-Niederlage“). Ihr Bier bezogen die Gastronomen zunächst vor allem von den Verlegern, später dann aber auch direkt von den Lagerbierbrauereien (siehe „Bierverlage“ und „Lagerbierbrauereien“)

 

Gemälde „Frauen in der Kneipe“ von Heinrich Zille (Berlin um 1900) Quelle: New York Times; Link: http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Zilles8.jpg?uselang=de
Gemälde „Frauen in der Kneipe“ von Heinrich Zille (Berlin um 1900)
Quelle: New York Times; Link: http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Zilles8.jpg?uselang=de

 

Quellen

Stresemann, Gustav, Die Entwicklung des Berliner Flaschenbiergeschaefts (Inaugural – Dissertation zur Erlangung der Doktorwürde der Hohen Philosophischen Fakultät der Universität Leipzig), Berlin 1900.

Literatur

  • Kürvers, Klaus/ Roder, Bernt/ Tacke, Bettina (Hgg.), Hopfen und Malz. Geschichte und Perspektiven der Brauereistandorte im Berliner Nordosten, Berlin 2005.
  • Teich, Mikulás, Bier, Wissenschaft und Wirtschaft in Deutschland 1800 – 1914. Ein Beitrag zur deutschen Industrialisierungsgeschichte, Wien 2000.
  • Borkenhagen, Erich, Zur Geschichte des Bieres im 19. und 20. Jahrhundert (herausgegeben vom Deutschen Brauer – Bund e.V. zu dessen 100 – jährigem Bestehen), Bonn 1971.
  • Tappe, Heinrich, Auf dem Weg zur modernen Alkoholkultur. Alkoholproduktion, Trinkverhalten und Temperenzbewegung in Deutschland vom frühen 19. Jahrhundert bis zum Ersten Weltkrieg, Stuttgart 1994.

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